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5. Konstruktion der Zelle

Sept. 03, 2021

Aus allen bereits in vorherigen Abschnitten bearbeiteten Bauteilen lässt sich nun die Flugzeugzelle zusammenfügen. Doch zunächst gilt es, den Bugbereich zu erstellen, da dieser später den Akku und die Elektronik aufnehmen soll und die Rumpfplatte im vorderen Bereich stabilisiert. Hierfür wendest Du erstmalig die Score & Fold Methode an. Nach der "Hochzeit", also dem Zusammenfügen von Bug- und Rumpfsektion, können zur weiteren Stabilisierung gleich die unteren Triebwerksschächte und die KF-Profile ergänzt werden. Eine Menge Arbeit, die da wartet.

5.1. Vorderes Bugteil und Hochzeit


  • Jetzt wird die „Neuerung“ dieser fortgeschrittenen Depronjets erstellt. Im Gegensatz zur Profilbauweise ist die Semi-Scale Bauweise in der Lage, anschließend einen geschlossenen Bereich für die Aufnahme der elektronischen Komponenten zu bieten. Der Zugang wird mit einer magnetischen Klappe bzw. einem abnehmbaren Deckel realisiert.

  • Achtung Baufehler:  Beim Erstellen der Pläne ist mir ein Denkfehler unterlaufen, da ich mich an die Proportionen des Originalmodells halten wollte. Sofern Boden und „Deckel“ nicht zwischen die Seitenteile geklebt werden, wird die Proportion später um 1,2 cm zu hoch und wirkt sehr „merkwürdig“.  Mein Resultat war schlecht. Schulnote 6 - setzten.


  • Also noch einmal von vorne. Diesmal wurden die Seitenteile eingekürzt und der obere Rand exakt 0,6 cm kürzer freihändig abgeschnitten. Unten passt es, bzw. fällt nicht weiter auf. Wenn es Dir immer noch zu bullig ist, kannst Du auch oben bis zu 1 cm wegschneiden, solltest dann aber den Verlauf der Tragfläche (rote Linie auf dem Bauplan) ebenfalls etwas nach unten versetzten.


  • Vorne, wo sich das Bauteil in drei Spitzen aufteilt (und später die Nase formt) ziehst Du, so wie auf dem Bauplan zu sehen, zwei gerade Linie parallel zueinander bis nach hinten. Dies erfolgt auf der rauen, später außenliegenden Seite des Depron. Danach schneidest Du mithilfe eines Lineals einen ungefähr 3/4 tiefen Einschnitt in das Depron.
Su-30 Score and Fold Linien
Bugbereich im hochgeklappten Zustand
  • Jetzt brichst Du das Depron entlang dieses Schnittes. Von der Innenseite (der Glatten) klebst Du noch einen Streifen Tape zur Stabilisierung der Knickstelle ein. Diese Technik nennt sich Score & Fold (also sinngemäß anritzen und falten). Der Vorteil dieser Methode ist die deutlich einfachere Verarbeitung und Positionierung, als wenn Du mit 3 separaten Bauteilen arbeiten würdest.


  • Dort wo die Tragflächen, bzw. Lerx in den Bug übergehen, schneidest Du noch auf jeder Seite einen 6mm breite Aussparung entlang der markierten Orientierungslinie, in die später die Rumpfplatte eingeschoben wird.


  • Eine weitere Score & Fold Linie zeichnest Du von der Spitze des rechten und linken Seitenteils bis zur eben geschnittenen Aussparung. Damit erreichst Du eine noch bessere 3D Form und der Bug wirkt nicht so eckig. Zusätzlich laufen die Seitenteile nach oben etwas zu. Orientiere Dich am ersten Foto.


  • Danach kannst Du den unteren Bereich bis zur Höhe des 6mm Ausschnittes für die Rumpfplatte mit Stabilisierungsstreben versehen, die sowohl den Bug in Form halten als auch die Rumpfplatte von unten stabilisieren.
Einklebe nvon Stabilisierungselementen aus Depron in die Bugsektion
  • Verheirate nun die Bugsektion mit der Rumpfplatte, indem Du beide einfach ineinander schiebst. Die Spitze kann zunächst offen bleiben. Achte darauf, dass sowohl oben als auch unten die Seitenwände übereinander stehen und in der Mitte des Ausschnitts bündig abschließend enden. Schneide notfalls die Aussparungen für die Rumpfplatte etwas länger. Erst wenn alles passt und ausgerichtet ist, verwendest Du den Kleber. Da Du für das Inneinanderschieben nur die UHU-Por Nassklebemethode verwenden kannst, musst Du die Bauteile zum Trockenen fixieren. Hier bieten sich Klebestreifen oder Nadeln an.


  • Nach dem Trocknen verbindest Du die Spitzen der Nase. Dies gelingt nur, wenn Du wirklich die Geduld hast, nach Auftragen des Klebers mindestens 20 Minuten zu warten und diese erst danach zusammenzupresst.


  • Der Deckel kann mit Überbreite aufgeklebt werden. Du kannst ihn später noch genau zuschneiden. Um die Spannung aus dem Material zu nehmen, ziehe den Streifen entsprechend der späteren Krümmung von beiden Seiten über die Tischkante, so wie ich es Dir im Abschnitt über Bautechniken beschrieben habe. Der Kleber muss wieder gut ablüften, damit der Deckel trotz der Spannung kleben bleibt. Sichere den Deckel zusätzlich mit Klebeband.


  • Zum Schluss schneidest Du die Überstände und Kanten schräg ab und nutzt Schleifpapier zum Abrunden.
fertig verklebeter Bugbereich
Rumpf- und Bugsektion werden ineinandergeschoben und verbunden.
Vorbiegen des Deckel für die Rumpfsektion

5.2 Triebwerksschächte und Seitenleitwerke


  • Passe die äußeren Triebwerksschächte in der Länge so an, dass sie direkt am Ausschnitt für den Antrieb entlanglaufen. Die Lufteinlässe habe ich aus Stabilitätsgründen etwas nach vorne verlegt, um den Bereich der Canards zusätzlich zu stützen. In der Realität würden die Turbinenschächte etwas weiter hinten beginnen.


  • Die inneren Triebwerksschächte kannst Du direkt an der Seitenwand der Bugsektion verkleben. Sie sollten aus optischen Gründen etwas weiter nach vorne ragen als die äußeren Seitenteile und unmittelbar beim Antriebsausschnitt enden. Notfalls schneidest Du sie passend zu. Der Bodendeckel wird erst nach dem vollständigen Einbau der elektronischen Komponenten aufgeklebt.


  • Stecke die Seitenleitwerke von oben durch die Schlitze, so dass die Finnen unten mit denen der äußeren Teile der Triebwerksschächte deckungsgleich sind. Somit hat das Seitenleitwerk durch eine flächige Verklebung mehr Stabilität.


  • Das Seitenleitwerk muss beim Einkleben so positioniert werden, dass eine leichte Pfeilform nach vorne entsteht, also vorne leicht zulaufend. Auf dem Bild erkennst Du, dass auch die äußeren Seitenteile der Triebwerksschächte bereits diese Form haben und somit kann das Leitwerk direkt verklebt werden. Im Fall, dass dies nicht gelingt, musst Du die Finnen an der zu verklebenden Innenseite entsprechend schräg anschleifen.


  • Die Pfeilform sollte nicht übertrieben werden. Man sollte sie leicht erkennen, aber nicht so deutlich, dass es andere sofort für einen Baufehler halten - dezent also.


  • Bevor Du den Kleber aufträgst, überprüfe noch einmal, dass die Leitwerke von vorne oder hinten betrachtet exakt parallel zueinander stehen. Ist dies nicht der Fall, musst du ggf. auch hier etwas abschleifen.
Triebwerksschächte verklebt.

Profitipp:

Die Pfeilform der parallel stehenden Seitenleitwerke ist ein Konstruktionsdetail, dass dafür sorgt, dass das Flugzeug "in der Spur bleibt".

Es ist analog zur "Vorspur" beim Auto und sorgt für einen besseren Geradeausflug und verbessertes Kurvenverhalten. Nachteil ist die Schiebewirkung und der damit vergrößerte Luftwiderstand. Also übertreibe es nicht.

5.3. KF4 - Profile



  • Markiere zunächst den Verlauf des KF Profils mit einer Linie auf der Oberseite der Tragflächen. Als Referenzwert misst Du die Tragfläche an der breitesten Stelle (wo sie an die Seitenleitwerke stösst) und markierst Dir 40% von diesem Wert, von vorne gemessen. An der Außenseite misst Du ebenfalls und markierst Dir 35% von vorne gemessen. Somit verläuft das KF-Profil im ersten Drittel der Tragfläche und verjüngt sich nach außen. Die Werte 35% bzw. 40% gelten immer für stark gepfeilte Tragflächen. Warum, dies so ist, und welche "Geheimnisse" und Optimierungen noch mit KF Profilen möglich sind, erfährst Du im "Premiumbereich".


  • Aus Depron musst Du nun selbstständig ein passendes KF Profilstück erstellen, das auch die LERX umfasst. Lediglich die Canards werden ausgespart. Ein Bauteil als Schablone gibt es nicht. Auf dem Foto kannst Du aber die Form erkennen. Nutze den Bauplan und schneide ihn entsprechend zu.  Klar, dass die rauhe Seite des Depron wieder nach oben zeigt.


  • Verklebe das obere KF Profil. Aufgrund der vollflächigen Auflage und um Gewicht zu sparen, nimm Verdünner. Zum Verkleben brauchst Du beide Seiten nur mit einem leicht (!) mit Verdünner befeuchteten Tuch abwischen und zusammenpressen. Verdünner verklebt aber nur Depron mit Depron. Im Bereich der Stabilisierungsholme greife zu Uhu-Por.


  • Um die Unterseite passgenau zu verkleben und sicherzustellen, dass die hinteren Kanten der KF Profile exakt übereinander liegen, nimm einige Nadeln und stecke diese von oben, direkt hinter der Profilkante durch das Depron. Auf der Unterseite musst du nun nur ein Lineal an die Nadelspitzen anlegen und kannst die notwendige Profillinie anzeichnen.
ausgeschnittens KF-Profil fuer die Oberseite
Verkleben der KF Profile
Verkleben der KF Profile
  • Das untere Profilstück muss ebenfalls angepasst werden, reicht aber nur bis zu den Triebwerksschächten. Die LERX und der innere Teil der Canards bleibt also 2-lagig.


  • Alles was an Material ober- oder unterhalb der Rumpfplatte nach vorne übersteht, wird bündig abgeschnitten.


  • Verschleife nun die insgesamt 18mm dicke vordere Profilkante, so dass eine klassische "Nasenleiste" entsteht. Gerne kannst Du mit einem Messer vorschneiden, um Dir Zeit zu sparen oder einen elektrischen Schleifer verwenden. Der Bereich der LERX bleibt unten glatt und wird oben verschliffen


  • Da die KF-Profile die bereits eingezeichneten Panellines verdecken, zeichnest Du sie einfach erneut an.
KF4 Profil in der Seitenansicht
SU-30 im Garten bei Schleifarbeiten über der Abfalltonne

5.4. Motorträger


  • Der Motorträger ist diesmal äußerst einfach gestaltet. Er besteht aus einer Sperrholzscheibe mit 6mm breiten Aussparungen.


  • In die Rumpfplatte wird ein entsprechender Ausschnitt eingeschnitten und der Motorträger so eingeschoben, dass er hinten bündig anliegt. Der Motorträger hält also rechts und links (und oben) durch Klemmwirkung im Depron und von hinten durch flächige Auflage am Bugteil in der unteren Hälfte.


  • Zum Befestigen kannst Du den Motorträger mit PU-Kleber (oder Epoxy) verkleben.


  • Um ihn noch etwas zu stabilisieren drehst Du eine Schraube durch das Mittelloch des Motorträgers direkt ins Depron hinein. Anschließend entfernst Du die Schraube wieder und gibst PU-Kleber oder Epoxy in das Loch. Sobald der Kleber etwas anzieht und beginnt fest zu werden, drehst Du die Schraube wieder herein.


  • Den Motor kannst Du dann mit gewöhnlichen Holzschrauben direkt in den Motorträger schrauben.


  • Im Premiumbereich zeige ich Dir noch andere Möglichkeiten, Deinen Motor so anzubringen, dass dieser nicht nur stabil und fest ist, sondern auch möglichst leise.
    Vibrationen, die bereits hier auf die Flugzeugzelle übertragen werden sind etwas, was Du vermeiden musst. Die Depronzelle wirkt wie ein Verstärker und dann hilft auch kein entprechend optimierte Antriebsausschnitt.

Profitipp:

Wenn Du den Motor auf einen Motorträger schraubst, achte auf hinten herausstehende Teile, also Motorwelle oder Klemmringe. Diese könnten am Holz des Motorträgers schleifen. Entweder bohrst Du das Loch in der Mitte auf (sofern Du es nicht zur Befestigung benötigst und höhlst das dahinter liegende Depron etwas aus, oder Du verwendest wie ich, kleine Unterlegscheiben oder Distanzhülsen.

klassischer Motorträger aus Sperrholz
Fertig montierter Motor mit Luftschraube
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