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10. Testflug & Fazit

Okt. 06, 2021

Nachdem alle Verbesserungen vorgenommen wurden und das Modell fertig lackiert ist, wird es Zeit für ein paar Testflüge. Sie dienen dem Feintuning und der endgültigen Anpassung der Steuerung.
Meine Erfahrungen halte ich hier für Dich fest.

Su30SM in der Sonne hinter unserem Haus, fertig zum Erstflug

1. Der Start

Durch die Raketenpylone lässt sich das Modell nicht gut an den Flügelspitzen anfassen. Wenn Dich das zu sehr stört, lass sie einfach weg, anstatt einen unsicheren Start zu riskieren. Du kannst das Modell aber genauso gut im Bereich der LERX oder irgendwo an den Tragflächen festhalten. Achte nur darauf, dass der Abwurf waagerecht in einem 30-45 Grad Winkel nach oben erfolgt. Durch das nach links wirkende Drehmoment (der Motor dreht von hinten betrachtet nach rechts) kannst Du das Modell auch etwas nach rechts geneigt werfen, um das Drehmoment aufzufangen. Achte jedoch peinlich genau darauf, das Modell in den Wind zu werfen (s. Bild).

Die Höhenruderunterstützung habe ich wieder per Schalter aktiviert, so dass die Tailerons zum Start etwa 3mm nach oben stehen. Dadurch zieht der Jet direkt nach oben und Du hast Zeit, die Steuerknüppel zu übernehmen.

Handstart der SU30.

2. Der Flug

Flugverhalten
Durch die leicht angewinkelten, großen Seitenleitwerke fliegt das Modell sehr gut geradeaus. Bei Seitenwind ist jedoch ein deutlicher Einfluß zu erkennen, der mit Ruderzugabe ausgesteuert werden muss. Der 2050 KV Motor ist völlig ausreichend und ermöglicht dem Modell aufgrund des niedrigen Gewichts, senkrechte Steigflüge bis zur Sichtgrenze. Mehr ist nicht notwendig.


Schwerpunkt

Das Modell hat nach der Modifikation, mit der ich den LiPo nach unten versetzt hatte, einen neutral liegenden Schwerpunkt. Würde ich tatsächlich einen noch tiefer liegenden Schwerpunkt benötigen, so müsste ich auch die Komponenten unter die Rumpfplatte setzten (z.B. den Regler). Im extremsten Fall kannst Du dann auch mit Zusatzgewicht unter dem Rumpf experimentieren. Konstruktionsbedingt wird dies bei diesem Modell aber nicht besonders effektiv sein - und soll es auch nicht.

Trimmung

Die Trimmung konnte durch Anpassen der Anlenkgestänge nach Augenmaß nahezu neutral gestellt werden. Lediglich die Querruderservos in den Tragflächen musste ich mit deutlich SubTrim korrigieren, da ich keine Servoarmposition fand, um den 90 Grad Winkel abzubilden.

Rollen
Rollen gelingen durch das Drehmoment rechtsherum deutlich besser als linksherum, was mitunter an der Drehrichtung der Luftschraube liegt. Ich werde demnächst testen, ob eine CCW, also eine Pusher-Luftschraube, die spiegelverkehrt gebaut ist, daran etwas ändert. Dazu muss ich zusätzlich die Drehrichtung des Motors durch Vertauschen zwei beliebiger Anschlusskabel ändern. In der Theorie und soweit keine Baufehler oder Ruderasymmetrien vorliegen, sollten dann Rollen in die Gegenrichtung besser gelingen. Die zugeschalteten Querruder verleihen dem Modell aber in jedem Fall die erforderliche Wendigkeit und auch Rollen gelingen zufriedenstellend.

SU3 Überflug unseres Flugplatzes
SU30 beim simulierten Landeanflug zur Übung

Seitenruder
Die neu dimensionierten Seitenruder wirken so wie geplant, jedoch immer noch mit einer zusätzlich induzierten Rollneigung. An der Form der Ruderausschnitte werde ich aber jetzt nichts mehr ändern und behelfe mir dadurch, dass ich mit den Querrudern gegensteuere. Die Ausschläge wurden drastisch vergrößert (ca. 50 Grad) und das Gestänge am Servo umgehängt. Aber so passt es und Hammer-Turns gelingen einwandfrei. Besonders toll sieht es aus, wenn ich das Gas in der vertikalen Aufwärtsbewegung soweit zurücknehme, dass das Modell bereits von selbst seitlich abkippen will und ich dann volles Seitenruder in diese Richtung zugebe.

Looping 
Loopings gelingen ohne Abweichungen im Flugpfad, d.h. der Looping endet an der gleichen Stelle wo er begann. Bei Wind wird es natürlich schwierig aber zumindest dreht das Modell nicht rechts oder links heraus. Dies wäre ein Zeichen für eine ungewollte Differenzierung der Höhenruderfunktion. So konnte ich die Querruder zur Unterstützung der Höhenruder hinzunehmen und die Loopings noch knackiger fliegen. Die Ausschläge der Hilfssteuerflächen nahm ich aber nochmals zurück, da die Bremswirkung der gleichzeitig nach oben schlagenden Querruder zu stark war.


Strömungsabriss

Einen Strömungsabriss im Normalflug zu produzieren, ist fast unmöglich. Auf Sicherheitshöhe und mit abgestellten Motor konnte ich die Höhenruder voll durchziehen und das Flugzeug kam in einem steilen Gleitpfad mit starken Anstellwinkel herunter. Es wackelte zwar um alle Achsen, aber solange ich die Korrekturen mit den Seitenrudern unterstützte, passierte gar nichts. Die klassische Flugzeugträgerlandung also.

High-Alpha
Dies ist überhaupt kein Problem und die Steuerung funktioniert mit den Seitenruder erstklassig.

Windanfälligkeit
Das Modell ist etwas windanfällig. Dies liegt mitunter an den großen Seitenleitwerken und zum anderen natürlich am geringen Gewicht. Ich sehe da zunächst überhaupt kein Problem und werde auch diesen Aspekt testen. Ansonsten biete mein Flugzeughangar für die windigen Tage besser geeignete Modelle.

Flugzeit
Erwartungsgemäß ermöglicht mir die Kombination aus Motor, Luftschraube und Lipokapazität eine Flugzeit von exakt 5:00 Minuten. Danach sind noch um die 35% "im Tank". Somit kann ich meine Lipos am Ende des Flugtages direkt in meine Sicherheitskiste legen, ohne mir Gedanken über die Lagerspannung zu machen.

Überflug SU-30
Anflug

3. Die Landung

Für mein Landungen mit der Suchoi SU-30 wähle ich das klassische Landeverfahren. Die Unterstützung der Rollneigung durch die Querruder wird deaktiviert, die Höhenruderunterstützung bleibt bestehen.
Der Landeanflug beginnt mit flachem Gleitpfad und wenig Gas. Zum Ende hin beginne ich die Höhenruder in einer kontinuierlichen, gleichmäßigen Bewegung zu nutzen, um das Modell abzufangen. Das Gas stelle ich erst kurz vor der Landung ab. Im Idealfall gelingt es so, das Modell mit einem Anstellwinkel von 30 Grad auf den Triebwerksschächten abzusetzen, so dass die weiße Bugsektion nicht schmutzig wird. Durch den Gleitpfad und die geringe Geschwindigkeit rutscht das Modell auch nicht besonders weit auf dem Rasen.

Ein kurzer Videolip, wie meine Landungen aussehen.

Landeanflug - Anfliegen
Landung mit vergrößertem Anstellwinkel.
Landung- Flare
Landung Aufsetzen.

4. Gesamteindruck und Ausblick:
Trotz der einfachen Bauweise ist die Suchoi SU-30SM voll kunstflugtauglich und flog von der ersten Minute an. Wenn man bedenkt, dass sich mit der gezeigten Vorgehensweise nahezu jedes Kampfjet bauen lässt, eröffnen sich völlig neue Möglichkeiten.


Die Basics kennst Du nun. Alles was ich Dir in Folgeprojekten zeigen werde, sind Optimierungen der Bautechnik und optische Kniffe, um das Modell noch plastischer wirken zu lassen. Dabei werden wir insbesondere den Cockpitbereich optimieren, die Rundungen der Flugzeugzelle oder der Turbinenschächte mehr herausarbeiten. Selbstverständlich werden auch die Flugeigenschaften weiter verbessert, denn es gibt ein großes Problem mit masstabsgetreuen Modellflugzeugen (Scale-Modelle). Dies erläutere ich Dir im Bereich "Wissen: Aerodynamik" . Die Lehre aus diesem physikalischen Problem wird von vielen Modellbauern unterschätzt. Obwohl ihre Modelle 1:1 ihrem großen Vorbild entsprechen, fliegen sie nicht optimal und weit unter ihren Möglichkeiten.


Sämtliche Baupläne werde ich Dir im Premiumbereich als Download zur Verfügung stellen. Dafür arbeite ich mich gerade in das kostenlose vektorbasierte Zeichenprogramm Inkscape ein, was noch ein wenig Zeit in Anspruch nimmt (das ist halt komplex). Aber so kann ich Dir zukünftig anwenderfreundliche Baupläne zur Verfügung stellen, die sich im A4 Format ausdrucken lassen.

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