Servogeometrie

Servogeometrie

Anlenkung und Setup


1. Einleitung

Im Artikel über die Komponenten habe ich Dir bereits kurz und knapp einen Überblick über die Servos gegeben.


Kernaussage war: 

- Größenordnung: 9g-Klasse bzw. Micro-Servos
- Digitale Servos bevorzugen
- Metallgetriebe für Taileronsteuerung
- Kunststoffgetriebe für alle anderen Ruderflächen


Jetzt soll es darum gehen, wie Du die Ruderflächen jeweils einzeln anlenkst, wie die dazu erforderlichen Steuergestänge befestigt werden, wie Du die Ausschläge ermittelst und einstellt und andere Raffinessen, die in ihrer Gesamtheit dazu beitragen, Dein Flug- bzw. Steuergefühl zu optimieren.
Und glaube mir, es ist ein anderes Setup, als Du es möglicherweise gewohnt bist.

Am Ende wird Du den Flug fühlen können.

Vorab sei gesagt, dass Du das Meiste inzwischen auch am Sender programmieren kannst, aber das ist nicht der „gute alte Weg“. Dein Ansatz sollte sein, zunächst alles (!) was mechanisch möglich ist, auch mechanisch einzustellen. Nur da, wo etwas nicht gelingt oder später einmal verändert werden soll, z.B. um etwas auszutesten, verwendest Du die Fernsteuerung. Feintuning sozusagen.

Gehen wir der Reihe nach vor, Schritt für Schritt, denn dies beginnt schon bei der Auswahl des benötigten Materials.
Hierbei setzte ich wieder auf Affiliate Links (die Erklärung dazu befindet sich am Ende der Seite) und kennzeichne diese mit einem Sternchen*. Sie sollen Dir nur eine Orientierung geben und sind meine Empfehlung.

2. Materialien

Ruderhorn

Ruderhörner Arkai Quick Linkages

Für Dich kommen nur Ruderhörner mit einer Gegenplatte in Frage, wobei natürlich eine schraubbare Verbindung im weichen Depron nicht möglich ist. Die Firma Arkai, aber auch Andere, bietet diese Ruderhorn-Sets* an, bei dem ein Schlitz ins Depron geschnitten und das Ruderhorn hindurchgesteckt wird. Die Gegenplatte wird einfach aufgesteckt und verriegelt, ähnlich einem Kabelbinder, von selbst. Dazu noch eine bisschen Uhu-Por oder Sekundenkleber, das hält. Ich fertige mir noch gerne eine größere Auflage aus 0,8 oder 1mm Birkensperrholz* an, um die Kräfte etwas zu verteilen, aber dazu mehr an späterer Stelle.

Z-Zange

Z-Zange zum Biegen von Rudergetängen

Diese Z-Zange oder Abkröpfzange* ist ein Luxusgegenstand, also völlig unnötig. Dennoch vereinfacht sie das Leben deutlich, da wo eine exakte Z-Biegung notwendig ist. Mit einer Kombizange allein schaffe ich das nicht. Die Zange ist bis 1,8mm geeignet, mit einer staken Hand schaffst Du aber auch bis 2,5mm, wobei die Ecken etwas rund werden (s. Foto).

Quick Conectors

F-16 mit Slats und Vorderfluegelklappen

An allen Servohörnern sind diese „Quick Connectors“ verbaut. Du findest Sie auch unter den Begriffen „Linkage Stoppers“ oder „Gestängestopper“ oder „Gestängeanschluss“. Ich verwende diese günstigen Modelle*, muss mir aber die Löcher teilweise auf 2,2mm aufbohren. Der absolute Vorteil ist die schnelle Justierung der Gestänge: Madenschraube lösen, Gestänge anpassen, Madenschraube festziehen. Das funktioniert mit Carbon und Stahl gleichermaßen. Dort wo Du nur schwer an die Servos herankommst, verwende lieber eine einfache Z- Biegung und löse die Justierungsfrage ausnahmsweise am Ruderhorn, etwa durch verstellbare Gabelköpfe oder eben diese Quick Connectors.

Gabelköpfe

Nylon Gabelköpfe als Gestänganschluss

Wo immer Du keine Möglichkeit hast, an ein Carbonrohr einen Draht zu kleben (der dann eine Z- Biegung erhält), verwende diese Gabelköpfe* und klebe sie direkt auf das Rohr. Sofern Du Draht verwendest, schneide Dir ein Gewinde und verwende diese Gabelköpfe ebenfalls, um eine zusätzlich Möglichkeit zum Justieren zu haben.

Gestänge

Gestänge aus Carbon und Federstahldraht mit Führungsrohr

Carbonstangen, Stahldraht, Führungsröhrchen. All dies verlinke ich Dir hier nicht, denn das bekommst Du in fast jedem Baumarkt oder großen Elektronikanbietern wie Conrad oder Reichelt. Idealmaß ist ein Durchmesser von 2mm. Ich empfehle Dir hier ein Starterset mit Durchmessern von 1,8, 2,0, 2,2 und 2,5mm. Die tatsächliche Dicke hängt ab von der zu überbrückenden Entfernung und die Materialwahl von der Geometrie, d.h. entweder gerade Linien (=Carbon) oder Biegungen (= Stahldraht).

Gewindeschneider

Gewindeschneider, Firma Mannemann.

Wenn Du die Stahldraht-Variante häufiger benutzt, denke am Besten über einen Gewindeschneider* nach. Ich benutze schon seit Jahren dieses Modell und bin aufgrund des Preis-Leistungsverhältnis äußerst zufrieden. Ähnlich wie die Z-Zange ist dies aber ein Luxusgegenstand.

3. Bauliche Maßnahmen

Wie immer beginnt ein ordentliches Setup nicht erst bei der Programmierung der Servoausschläge, sondern bereits ganz am Anfang: Dem Einbau.

1. Einbau der Servo

Servos müssen stabil im Depron befestigt und fixiert sein. Sollten sie nicht fest eingeklebt worden sein, werden Sie sich unter Belastung möglicherweise bewegen, die Steuerung bekommt Spiel und im schlimmsten Fall werden sie sich irgendwann lösen.

Achte auf Folgendes: 

  • Die Servos sollten gerade im Flugzeug sitzen. Achte beim Einbau bereits auf den Weg der späteren Steuergestänge zu den Ruderhörnern. Im Idealfall verlaufen diese rechtwinklig von den Servos in gerader Linie nach hinten zu den Ruderflächen. Symmetrie und 90 Grad Winkel sind hier der Freund des Piloten.


  • Schneide das Loch, wo das Servo sitzen soll, passgenau - lieber etwas enger, so dass das Servo einen strammen Sitz hat. Es sollte an irgendeiner Seite (meist oben) zusätzlichen Kontakt mit der Flugzeugzelle haben und auch dort verklebt werden.

  • Servos werde mit dem Servoarmgetriebe nach hinten eingeklebt. Das sparrt ein paar Milimeter Gestänge und Gewicht. Denke immer daran, dass Du nicht nur ein Servo nutzt - sowas summiert sich.

  • Klebe die Servos von außen ein. So liegen die kleinen Befestigungslaschen rechts und links auf dem Depron auf. Die folgenden 6mm befinden sich rundherum verklebt im Depron. Zur Unterstützung kannst Du auf der anderen Seite noch zusätzliches Depron aufbringen um die Servos zu stabilisieren.

  • Klebe die Servos zwar mit Uhu Por ein, damit Du sie später lösen kannst, stabilisiere Sie aber zusätzlich mit einer kleinen Menge Epoxy an den Rändern, da Uhu Por flexibel aushärtet. Alternativ kannst Du auch ein wenig Sekundenkleber nehmen.

2. Einbau der Ruderhörner

Verwende ausschließlich steckbare Ruderhörner aus Nylon. Selbstverständlich kannst Du aus Allem irgendwie ein Ruderhorn anfertigen, aber die Befestigungstechnik bleibt dann immer dieselbe: Man schneidet einen Schlitz ins Depron und klebt es ein. Damit ist das Ruderhorn aber nicht stabilisiert und hat auch kein Gegenstück, dass es sichert. Ich rate aus Erfahrung davon ab. Wie ich Dir in den Bauberichten zeigen werde, stabilisiere ich die Ruderhörner noch mit einer zusätzlichen Auflage aus Birkensperrholz*. Dazu schneidest Du Dir mit einer Schere aus dem Birkensperrholz kleine Rechtecke (z.B. 1x2 oder 1x3cm) und bohrst mehrer Löcher nebeneinander in er Mitte hindurch, die Du dann mit einem Messer oder einer Feile verbindest, so dass ein Schlitz entsteht.

Achte auf Folgendes:

  • Ruderhörner müsse so eingebaut werden, dass eine gerade Linie des Gestänges zum Servo möglich ist. Achte also wieder auf Symmetrie und 90 Grad Winkel.
  • Das Loch, wo das Anlenkgestänge eingehängt wird, muss genau über dem Ruderscharnier liegen (s. Bild). Anderenfalls hast Du eine ungleichmäßige Auslenkung, was extreme Auswirkungen auf die Steuerung über Tailerons hat.

Ruderhörner und selbstgeschnittene Auflagen aus Birkensperrholz
Ruderanlenkungen am Depron Modellflugzeug

3. Gestänge und Anlenkung

Um die Servoarme mit den Ruderhörnern zu verbinden, benötigst Du eine Anlenkstange, welche entweder aus einer 2-2,5mm Carbonstange oder -rohr oder Fedderstahldraht besteht.
Um die Anlenkstange zu befestigen gibt es viele Möglichkeiten, wovon ich Dir meine Favoriten vorstellen möchte. Achte jedoch darauf, dass ein Ende immer gut zugänglich und in der Länge verstellbar bleibt. Und vergiss hier gleich die in anderen Ratgebern oftmals gesichteten Verbindungen mit Schrumpfschlauch. Wir fliege hier Jets mir entsprechenden Belastungen und Geschwindigkeiten, keinen 200g Ultra-Slow-Flyer für die Halle.


Carbonstange oder -rohr:


Nicht verstellbar:

  • Du klebst einen Nylon-Gabelkopf mit Sekundenkleber oder Epoxy an. Dazu musst Du das Loch im Gabelkopf vermutlich vorsichtig aufbohren. Anschließend wird der eingehängte und verriegelte Gabelkopf mit einem kleinen Stück Silikonschlauch oder Klebeband gegen unbeabsichtigtes Lösen gesichert.


  • Du klebst einen Stück dünneren Draht an das Ende der Carbonstange, in welchen Du dann eine Z-Biegung machst, um es direkt im Horn einzuhängen. Der Draht wird zunächst provisorisch an der Carbonstange mit Sekundenkleber festgeklebt. Danach umwickelst Du beide auf einer Länge von etwa 3cm mit dünnem Nylonband oder einer anderen Schnur, die Du anschließend mit dünnflüssigem Sekundenkleber tränkst. Wenn du magst, kannst Du die Klebestelle noch mit Schrumpfschlauch überziehen. Als Beispiel zeige ich Dir hier die Gestänge der Mig-29 „Origin“.


Verstellbar:

  • Quick Connectors werden auf das Servo oder Ruderhorn geschraubt. Du musst Dir nur gründlich überlegen, an welche Position (Loch) sie sollen, da sie umständlich zu wechseln sind, sofern du nicht verschieden dimensionierte Servoarme nutzt. Die Carbonstange passt in die Durchführung und kann mit der Madenschraube festgezogen werden. Fest, aber nicht zu fest, sonst splittert das Carbon der Länge nach.
Ruderörner und Gabelköpfe
Gestänge verklebt und mit Schrumpfschlauch gesichert

Federstahldraht:

Nicht verstellbar:

  • Eine Z-Biegung wird direkt in den Draht gebogen und dieser im Horn eingehängt. Ob Du dafür eine spezielle Z-Zange nutzt oder den dünnen Draht mit einer normalen Kombizange biegst, überlasse ich Dir.


Verstellbar:

  • Du nutzt Gabelköpfe, musst allerdings zunächst mit einem Gewindeschneider ein Gewinde in den Draht schneiden. Danach kannst Du den Gabelkopf einfach aufdrehen und in der Länge verstellen. Kleben ist auch möglich aber damit verschenkst Du eine "gratis" Einstellmöglichkeit und einen Vorteil des Federstahldrates.

  • Quick Connectors: Eignen sich ebenfalls, wie bereits bei der Carbonstange beschrieben.

Gestänge biegen

Manchmal kann es erforderlich sein, über zwei (!!!) Knicke im Gestänge, die Ruderflächen mit den Servos zu verbinden. Dadurch können Servo und Ruderhorn rechtwinklig, bzw. in versetzter, aber dennoch gerade Linie, angesteuert werden. Auf keinen Fall sollten der Draht eine Biegung (Kurve) aufweisen. Beispiele hierfür findest Du in der Galerie. Insbesondere kannst Du dies sehr schön am Seitenruder der SU-27 und am Eurofighter erkennen.
Im Gegensatz zu Draht, lässt sich Carbon nicht biegen und scheidet für derartige Konstruktionen aus.



Stabilität
Sollten die Rudergestänge einen zu langen Weg überbrücken, kann es sein, dass Sie sich verwinden bzw. verbiegen. Sofern Du nicht einfach größere Durchmesser verwenden kannst oder möchtest, kannst Du als Lösung die Servos nach hinten versetzen. Dies geht natürlich nur, falls dies aufgrund des Flugzeugbauform möglich ist und Du die Schwerpunktverlagerung kompensieren kannst, z.B. indem Du den Akku nach vorne verschiebst. Dass das Servogetriebe nach hinten zeigt, um etwas Gestänge einzusparen ist Ehrensache. Eine andere Möglichkeit ist, das Gestänge in eine Rohr zu schieben oder in dieses einzukleben, wodurch Du Stabilität gewinnst, alternativ schienst Du dein Gestänge in der Mitte mit einem weiteren Draht und Carbonstab, indem Du es mit Schnur umwickelst und mit Sekundenkleber tränkst und/oder Klebeband verwendest.

Gestänge aus Federstahldraht am Depronjet

4. Servo- Einstellarbeiten

Ist der Einbau der Hardware abgeschlossen, gilt es, den Servoarm (oder Servohorn) und das Ruderhorn miteinander zu verbinden, bzw. eine der vielen möglichen Einstelloptionen zu wählen.


1. Servoarm justieren:

  • Der Servoarm muss genau mittig justiert werden, also im 90 Grad Winkel nach unten (oder oben) zeigen.


  • Dazu musst Du zunächst die Mittelstellung des Servos elektronisch anfahren. Entweder Du aktivierst Deine Fernsteuerung und den Empfänger mit Stromversorgung und testest es aus, oder Du benutzt einen Servotester*. Achte darauf, dass alle Trimmungen auf Null stehen - dann ist das Servogetriebe exakt in der Mittelposition.


  • Beim Aufstecken der Servoarme wählst Du denjenigen, der am besten passt und exakt den 90 Grad Winkel abbildet. Jeder Servoarm hat eine Zahnung und nicht jeder passt in jeder Position gleich. Probiere aus, bis Du den Richtigen gefunden hast. Viel wichtiger ist aber, dass gegenüberliegende Servos immer exakt gleich stehen.
    Sollte es Dir wieder Erwarten nicht gelingen, so achte zwingend darauf, dass der Winkel wenn schon, dann immerhin gleich „falsch ist“. Den Rest kannst Du dann später ausnahmsweise in der Fernsteuerung im Systemmenü einmalig mit „Sub-Trim“ ausgleichen.


  • Danach musst Du den Servoarm noch mit einer kleinen Schraube befestigen. Kunststoffgetriebe erhalten eine selbstschneidende, spitzte Schraube, Metallgetriebe eine Schraube mit flacher Spitze und einem feineren Gewinde. Hier solltest Du später den Einsatz von Schraubensicherungslack erwägen.
Servo Anschluss im 90 Grad Winkel am Modellflugzeug

2. Ausschläge messen

Bevor Du die Ruderflächen ansteuerst, muss Du Dir überlegen, wie agil Dein Modell später werden soll. Herstellerseitig sind die Angaben meist der Bauanleitung zu entnehmen, für Eigenbauten hilft nur Erfahrung oder meine Daumenregel, vorausgesetzt du hältst die Dimension eines Parkjets ein, also 75cm Spannweite und 100cm Länge (plus/minus).
Die genauen Werte müssen in jedem Fall erflogen werden.

Ausschlag je Seite (als grober Anhalt):

  • Tailerons: 45 Grad oben/unten
  • Höhenruder & Querruder: 30 Grad
  • Seitenruder: 40 Grad
  • Landeklappen: 30 Grad (für den Start) 45 Grad (für die Landung)
  • Spoilerons und Flaperons: 25 Grad.


Messen kannst Du mit einer speziellen Vorrichtung aus dem Fachhandel, ich habe aber eine einfachere Lösung für Dich:

Ein Geodreieck oder dieser Halbkreis Winkelmesser*. Einfach grob anhalten, dann passt das ungefähr. Bei Seitenrudern schiebe ich das Dreieck gerne unter die Ruderflächen und kann den Wert bequem ablesen. Mach bloß keine Wissenschaft daraus. Wichtig ist nur, dass beide Ausschläge absolut symmetrisch sind und noch viel wichtiger bei doppelten Seitenrudern: Deckungsgleich.

Ungenauigkeiten in der Symmetrie rächen sich später beim Flug, indem Steuerimpulse gemischt werden und beispielsweise dein Höhenruderimpuls gleichszeitig einen Querruderimpuls auslöst. Damit wird Dir nie ein sauberer Looping gelingen.

Modellflugzeug Ruderausschläge am Seitenruder

Profitip:

Ruderausschläge dürfen nicht allzu groß gewählt werden. Die Grenze sollte bei etwa 60 Grad liegen, denn dann überwiegt die Bremswirkung der sich bewegenden Ruderflächen. Im diesem Fall solltest Du über größere Ruderflächen nachdenken.

5. Servogeometrie oder Lochkunde

Über dieses Thema und die Suche nach der Auflösung habe ich einen kompletten Artikel im Premiumbereich geschrieben, für Alle die es genau wissen möchten. Und auch im Baubericht der F-18 (Abschnitt: Programmierung und Setup) habe ich es Dir ausführlich dargestellt.

Glaubs mir - 90% der Modellflugpiloten halten sich nicht an diese Regel. Ich kann Dir nur nicht sagen warum.

Die Kurzfassung lautet:

  • Erhöhe den Servoweg (Travel Adjust) im Sender um 20 Prozent.
  • Hänge das Gestänge am Servoarm möglichst weit innen ein.
  • Hänge das Gestänge am Ruderhorn möglichst weit außen ein.
  • Prüfe ob die erforderlichen Ausschläge der Ruderflächen erreicht werden.
  • Wenn Du Änderungen vornimmst, fange immer mit dem Ruderhorn an und hänge das Gestänge dort als Erstes um.
  • Willst Du Ausschläge vergrößern, erledige dies immer mechanisch.
  • Nutze Dualrate nur, um Ausschläge für bestimmte Flugzustände zu verkleinern. Gehe niemals über 100%.

Erklärung:

Du hängst, wie von vielen Herstellern vorgeschlagen, Dein Rudergestänge in die Mittelposition von Servoarm und Ruderhorn ein. Ohne Anpassungen am Sender erreichst Du damit den erforderlichen Ausschlag von +/- 30mm. Soweit so gut.

Durch die Erhöhung des Servoweges (Travel Adjust) am Sender kann sich der Servoarm und das daran befestigte Gestänge nun weiter bewegen. Dein Ausschlag beträgt nun +/-40mm. Um wieder auf den Ausgangswert zu kommen, erlaubt Dir die Anpassung nun, das Gestänge umzuhängen, vorzugsweise zunächst am Ruderhorn (ganz nach außen) und danach, sofern erforderlich, am Servoarm (nach innen).
Mit dieser Methode erzielst Du die höchstmögliche Auflösung deiner Servos und kannst auf Expo nahezu völlig verzichten, was wiederum eine besseren Steuergenauigkeit über den gesamten Knüppelweg ermöglicht.  Das Ergebnis Deiner Bemühungen ist eine feinfühlige, präzise Steuerung - Du fliegst, wie auf Schienen.


Das Grundsetup, also ohne Dualrate, entspricht dabei dem normalem Flugbetrieb und beinhaltet die maximalen Ruderausschläge. Per Dualrate am Sender werden die Ausschläge für Start und Landungen verkleinert und ggf. noch etwas Expo zugemischt.



Exkurs:

Expo ist die Möglichkeit, die Steuerimpulse um die Mitte zu "drosseln". Laut Lehrbuch verstellt man die Steuercharakteristik so, dass der betroffene Kanel (Quer, Höhe,Seite) nicht mehr linear verläuft, sondern exponentiell. Angeblich soll es eine feinfühligere Steuerung um die Mittelposition ermöglichen, ohne die maximalen Ausschläge zu reduzieren.

QUATSCH, sage ich. Expo ist ein Zeichen für zu große Steuerausschläge, falsche Positionierung der Gestänge oder verkürzte Servowege. Ich beschreibe dies detailliert und umfassend im "Premiumbereich", denn jeder kennt die Piloten am Platz, deren Modelle irgenwie sprunghaft, zickig, unkontrolliert oder hektisch wirken. Es liegt nicht (immer) am Piloten.

Vorab: Um die Mitte etwas sensibler lasse ich noch gelten, denn ich fliege selber immer mit etwas Expo (ca. 10-15%) aber Alles danach ist "Legende". Die ersten 50% Ausschlag kommen noch sehr sanft, aber die zweiten 50% liegen dafür auf dem letzten Bruchteil des Knüppelweges. Keine Ahnung, wer so etwas erfunden hat, aber zumindest für Depronjets funktioniert diese Theorie nicht - wie vieles andere auch nicht.

6. Sonderfall: Differential


  • Differential wird häufig im Rahmen der Querruderdifferenzierung eingesetzt und bedeutet, dass ein Querruder mehr nach oben ausschlägt als das Andere nach unten. Damit erreichst Du eine bessere Flugeigenschaft in Kurven, insbesondere wenn Du nicht über Seitenruder zur Unterstützung verfügst.


  • Hintergrund ist, dass das nach unten schlagende Querruder den Auftrieb auf dieser Seite erhöht und in Kombination mit dem nach oben schlagenden Querruder der gegenüberliegenden Seite die Kurve einleitet. Gleichzeitig aber produziert es auch einen höheren Luftwiderstand, der diese Tragflächenseite abbremst, während die andere leicht beschleunigt. Du erreichst zwar die gewünschte Schräglage, aber das Flugzeug schiebt um die Kurve, was unschön aussieht. Meistens fängt es dabei auch noch an zu steigen. Dies erkennst Du sehr schön an einem nach unten hängendem Heck. Mit Seitenruderzugabe in Kurvenrichtung könntest Du dieses ausgleichen, aber die Funktion stehen nicht immer zur Verfügung.


  • Durch Differential reduziert sich der Ausschlag und somit der Luftwiderstand der nach unten schlagenden Fläche bis herunter auf Null, wobei sich dann gar nichts mehr nach unten bewegt (100% Differential). Dennoch gelingen Kurven nur durch die nach oben schlagenden Querruder.


  • Ich fliege meist mit 20-30 Prozent Differential, ziehe aber den Einbau und Einsatz von Seitenrudern vor.
    Einstellen kannst Du elektronisch am Sender mit einem speziellen Menü oder mechanisch, indem Du die Servoarme der Querruderservos leicht (d.h. 20-30 Grad) anwinkelst, also mit der Spitze des Servoarm von der Ruderfläche wegzeigend (also zumeist in Flugrichtung) montierst.


  • Einen Nachteil möchte ich Dir aber nicht verschweigen. Ein neutral eingestelltes Modell wird sich durch den Einsatz von Differential im Kunstflugbereich nicht zum Guten verändern. Auch wie an der Schnur gezogene Rollen um die Längsachse, verwandeln sich durch Differential in gezogene Fassrollen. Teste Dich langsam heran und experimentiere etwas.


  • Verwendest Du ausschließlich die Taileron-Steuerung, verzichte auf den Einsatz der Differenzierung oder hebe Dir diese Option für Jets auf, die nicht unbedingt mit Kunstflugeigenschaften glänzen, wie der F-14 Tomcat oder dem Panavia Tornado.

7. Setup und Steuerung:

Zum Schluss noch ein paar Worte zum Setup, da Du zwar nun weißt, wie Du die Gestänge einhängst, nicht aber, wie die Kombination der Anlenkung der einzelne Servos erfolgt.
Bei jedem Bauprojekt erkläre ich Dir die Gründe und Überlegungen für das entsprechende Setup und dieses ist nicht immer gleich. Du musst Dir nicht unbedingt von Anfang an sicher sein, wie viel Ruderflächen Du benötigst.  Kernaussage ist aber, dass stets jede Ruderfläche von einem eigenen Servo angesteuert wird, denn dies erlaubt Dir im Laufe der Zeit alle gewünschten Anpassungen.

Wenn Du magst, kannst Du auch von Anfang an direkt alle Servos verbauen (in den meisten Fällen sind dies 6 Servos) aber zunächst noch nicht alle Ruderflächen aktivieren, bzw. vorerst den Servoweg auf 0 stellen.

  • Die Servos werden selbstverständlich über den Sender angesteuert, aber durch eine gezielte Verkabelung und den Einsatz von Y-Kabel, Servo -Reverse und Servo Delay lassen sich entsprechende Funktionen auf dem "guten alten Weg“ abbilden, für den ich hier werbe. So wie ich es ganz oben geschrieben habe: Der Sender ist Dein Feintuning, die Grundlagen erfolgen am Modell.

  • Entgegen der (alten) Lehrmeinung, dass Anfänger keine Querruder benötigen oder ein Flugzeug nur mit Quer, Höhe und Seite geflogen wird, ist mein Ansatz ein komplett anderer: Beginn zunächst mit der Steuerung über Tailerons. Damit sind schon einmal Quer- und Höhenruderfunktion abgedeckt und Deine Kiste fliegt.

  • Als nächstes kannst Du Seitenruder integrieren, um auch im Kunstflugbereich zu performen oder negative Wendemomente auszusteuern. Ob Du diese dann manuell steuerst oder einen Mischer programmierst, der die Seitenruder automatisch bei Rollbewegungen mitnimmt, bleibt Dir überlassen. Je nach Sender, kannst Du Sie auch, wie bei einer F-18 im Landeanflug auf einem Flugzeugträger, beide gleichzeitig nach innen bewegen. Du erhältst so eine Bremswirkung.

  • Nun kannst Du Querruder hinzufügen und diese entweder als Unterstützung zu den Tailerons mischen (ich nenne dies eine 2+4 Ansteuerung), die Tailerons stilllegen und nur noch als reine Höhenruder verwenden (eine 2+2 Steuerung) oder Du kannst die Querruder auch so mischen, dass sie synchron mit den Tailerons ausschlagen (diese wäre dann eine 4+4 Steuerung). Oder Du verwendest sie als Spoilerons oder Flaperons zusätzlich zur normalen Querruderfunktion oder nur als Landeklappen - alle Kombinationen sind möglich.
  • Das einzige, was Du aber nur durch Versuch und Irrtum herausfinden kannst, ist der Anteil der Zumischung über Deinen Sender. Eine 4+4 Steuerung ohne Begrenzung könnte Dein Modell in einen fliegenden Korkenzieher verwandeln oder Strömungsabrisse provozieren und eine Spur zu heftig sein, sowohl für Mensch als auch Maschine.


Allein ein Flugzeug optimal zu konfigurieren, ist abhängig von Typ, Gewicht und Luftwiderstand, also der Flugzeugzelle und kann Dich locker einen ganzen Tag am Flugplatz kosten: Fliegen, Einstellen, Fliegen, Überprüfen, Fliegen, LiPos laden, Fliegen usw.
Aber genau das ist das Schöne daran - es gibt keine Grenzen.


Auf die Gefahr, mich zu wiederholen:

Auch „nur“ mit Tailerons fliegen die Depronjets super.


*Die mit Sternchen gekennzeichneten grünen Links sind gesponsert bzw. Affiliate-Links. Das bedeutet, dass ich eine kleine Provision erhalte, sobald Du ein Produkt kaufst. Dadurch hast Du weder Mehrkosten, noch hat das Einfluss auf meine Meinung. Alle vorgestellten Artikel stammen zu 100% aus meiner Werkstatt und haben sich bewährt.


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